Mittwoch, 19. November 2008

13.11.08

                                                                    Die vierte Sitzung

Lernen mit Hypertext

Die vierte Sitzung wurde Dennis Graf und Christoph Libutzki gestaltet und hatte das Lernen mit Hypertexten zum Thema. 

Da ich an der Sitzung vom 06.11.08 leider nicht habe teilnehmen können, war dieser Termin mein erster von Kommilitonen gestalteter. 

Was ist Hypertext?

Die Sitzung begann erwartungsgemäß mit einer Definition des Begriffes „Hypertext“, verbunden mit einer ansprechenden, verdeutlichenden Aufgabe, nämlich der Teilnahme an dem „wikifight“, einem Spiel auf der Basis der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Bei dem Spiel geht es darum, sich die Eigenschaften des Hypertextes zunutze zu machen, um von der Seite eines spanischen Schauspielers möglichst schnell zu der des englischen Nationalmannschaftsmanagers zu gelangen.

Trotz der Strg-f – Suchfunktion habe ich mit meiner Partnerin ewig gebraucht, um in die Nähe der Seite des Managers der englischen Nationalmannschaft zu kommen, was auch daran lag, dass unser PC furchtbar langsam gearbeitet hat. Ich weiß nicht, ob die anderen Gruppen dasselbe Problem hatten? 
Das Spiel war auf jeden Fall lustig, gerade der Wettbewerbscharakter war motivierend! 
Die Suche durch Wikipedia fand dabei auf einer seltsamen Ebene statt – eigentlich haben wir dabei nämlich nicht direkt nach der Seite des Managers gesucht, sondern vielmehr nach Begriffen, unter die wir den Manager subsumieren konnten oder die wir frei assoziierten – so hat meine Gruppe es etwa mit dem Link „Madrid“ versucht, in der Annahme, dass von dort bestimmt über die bekannte Fußballmannschaft von Madrid ein Weg in den englischen Fußball zu finden sei. Diese Vorgehensweise ist von daher interessant, als dass man dabei nicht versucht, explizit eine bestimmte Information zu bekommen, sondern sich ihr schrittweise zu nähern, immer unter der Eindruck, dass (es handelt sich immerhin um ein Spiel) der direkte Weg nie der beste ist sondern es im Hypertext eine Art „Abkürzung“ geben muss. Deshalb versucht man, die assoziativen Verknüpfungen, die man zunächst rein mental vornimmt, an möglichst langen Haaren herbeizuziehen – es könnte ja sein, dass sich zufällig in dem Link 1964 der Manager verbirgt: vielleicht ist er ja in jenem Jahr geboren worden?


Diese sehr spekulative Vorgehensweise stellt einen interessanten Aspekt der Computer Literacy dar, die sowohl einen hohen Grad an hypertextueller Verknüpfung als auch Erfahrung im Umgang mit ihr voraussetzt. Es wird deutlich, dass innerhalb des Internets nahezu jeder Punkt schnell und über überraschende Wege erreicht werden kann. Nach einer vertiefenden Darstellung des Prinzips der Hypertextualität wurde eine Internetseite aufgerufen, die eine exemplarische Verhypertextualisierung von Informationen darstellt.

Das Therapiezentrum

Die Seite war eine Präsentation der Psychologie der Uni Münster, für deren Gestaltung die Zusammenarbeit eines Professors mit seinen Studenten verantwortlich ist. Die Seite stellt verschiedene Therapien vor, welche unter einer Benutzerüberfläche strukturiert sind, die anhand von Zeichnungen ein Virtuelles Therapiezentrum suggeriert. Mithilfe iterativer, bemüht einprägsamer Symbolik wurde dabei versucht, Übersichtlichkeit und Struktur zu schaffen, wobei es teilweise bei dem Versuch geblieben ist. Im Plenum wurde daraufhin diese Vorgehensweise auf ihre Zweckmäßigkeit hin diskutiert. 

Meiner Meinung nach ist das Therapiezentrum ein Paradebeispiel für die Nachteile und Fallen der Hypertexte. So war neben Programmierfehlern und arbiträr wirkenden Symbolzuweisungen überhaupt nicht einsichtig, weshalb man die an sich übersichtlich strukturierten und informativen Texte dergestalt hinter den bunten (und mäßig ansprechenden) Bildern verstecken musste. Ich vermute, dieser Missgriff ist dem Anspruch geschuldet, Modernität und „Multimedia“ durch das Verwenden von Hypertext zu suggerieren, ohne das Aufwand-Nutzen-Verhältnis zu beachten.

Hypertexte im Unterricht

Nach einer kurzen Pause in Form einer Entspannungsübung wurde der Vortrag fortgesetzt, der Fokus lag nun auf dem Nutzen der Hypertexte im Unterricht. In einer weiteren Gruppenarbeit sollte nun der pragmatischer Wert der HT im Schulalltag diskutiert werden. 

Die Hypertexte sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bin ich von ihrer Wirksamkeit überzeugt und immer wieder überrascht, ich bewege mich tagtäglich in ihnen und profitiere davon ungemein (wobei ich mich nun auf das Internet berufe, wohlweislich, dass sich die Hypertextualität nicht darauf beschränkt). Andererseits sind HT recht schwer zu produzieren – das stellt den Lehrer, will er die Schüler anhand der HT lernen lassen vor die Wahl, 

a) die entsprechenden HT zuvor selbst herzustellen – was erheblichen Aufwand bedeutet,
b) das Internet zu benutzen – was sehr leicht zu Chaos führen kann, weiß ich doch aus Erfahrung, wie leicht mich die höchst interessanten Tiefen des unendlichen Internets in ungeahnte Weiten navigieren lassen, oder etwa 
c) den HT mit der Klasse selbst zu produzieren, was wieder Probleme aufwirft: sind die Mittel und die Kompetenzen ausreichend? Und: rechtfertigt das Ergebnis wirklich den Aufwand, oder produziert man damit nicht nur ein zweites Therapiezentrum?


Fazit

Die Seminarsitzung hat mir sehr gefallen! Die Präsentation war anschaulich und klar strukturiert, Vortrag und Gruppenarbeit wechselten sich ab, was erheblich zur positiven Lernatmosphäre beigetragen hat. Mit dieser Meinung stehe ich ganz offensichtlich nicht alleine, wie das durchgehend positive Feedback deutlich macht.

Ich habe durch die Stunde den Eindruck gewonnen, dass das Lernen mit Hypertexten nur unter bestimmten Voraussetzungen funktioniert, etwa ihrer klaren Strukturierung etc. Dabei steht vor allem die Frage im Vordergrund, ob die Zweck die Mittel rechtfertigt (Stichwort Therapiezentrum) und nicht der bloße Einsatz des HT als Selbstzweck fungiert. Das Lernen bestimmter Lerngegenstände mithilfe der HT ist also problematisch - unbedingt nötig ist hingegen die Förderung einer Kompetenz im Umgang mit dem Internet als einem Aspekt der Computer Literacy. Das Lernen des Umgangs mit dem Prinzip der Hypertextualität stellt einen Kompetenzerwerb dar, der sich in der Lebenswirklichkeit der Schüler bestimmt bewähren würde.

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