Mittwoch, 17. Dezember 2008

                                                               Die achte Sitzung

Erwartungshaltung

Das Thema dieser Sitzung war das Lernen durch Schreiben, insbesondere bezogen auf das Führen von Lerntagebüchern. Ich führe nun seit Anfang des Semesters dieses „Lerntagebuch“ und bin leider noch nicht ganz restlos von dessen Effekt auf meinen Lernfortschritt überzeugt. Meine Erwartungshaltung zu Anfang der Sitzung war dementsprechend hoch: ich war ebenso auf die Theorie gespannt wie auf die Frage nach den Vor- und Nachteilen dieser Methode generell und auf die Schulpraxis bezogen. 

Lernen durch Schreiben mit Neuen Medien

Fragebogen

Zu Beginn der Sitzung wurden wir von den Referentinnen dazu aufgefordert, einen Fragebogen bezüglich unserer Handhabung und Erfahrung mit den Lerntagebüchern auszufüllen. Die Ergebnisse der Umfrage wurden während des Theorieteils ausgewertet und später in der Sitzung präsentiert.

Der Fragebogen hat mich überrascht! Insbesondere die Fokussierung auf die Vorbereitung und Vorgehensweise beim Schreiben und die Rolle, die die Bewertungskriterien dabei spielen, empfand ich als gelungen. Diese Fragestellung deckt Schwachpunkte der Lerntagebuchweblogs auf, auf die ich später im Fazit nochmals eingehen werde.

Strong-Text-View of Writing-to-learn-Writing-as-Problem-Solving-View - Theorien

Die Theorie des Lernens durch Schreiben wurde hernach anhand zweier Theorien erläutert, der „Strong-Text-View of Writing-to-learn“ – Theorie und der „Writing-as-Problem-Solving-View“ –Theorie. Erstere beschreibt den Lerneffekt, der sich einstellt, wenn man Wissen versprachlicht (verschriftlicht), die zweite den Prozess der Umstrukturierung des Wissens, der dazu dient, dieses in eine bestimmte Textform zu bringen. 
Diese Prozesse unterstützen das Selbstgesteuerte Lernen, das in den Schritten „Lernziele setzen -> Strategie wählen -> Lernprozess überwachen“ vonstatten geht.

Den Theorieteil hätte ich ohne das Handout nicht klar wiedergeben können. Leider gab es während des Vortrages keinen Leitfaden, den ich mir insbesondere für die beiden Theorien gewünscht hätte. So kann man an meinem und auch an anderen Tagebucheinträgen deutlich ersehen, dass sie der Struktur des Handouts bei der Rekapitulation folgen. Seltsam finde ich retrospektiv die Trennung beider Theorien – vielleicht ist das im Vortrag anders gehandhabt worden, das Handout aber suggeriert eine Art Entweder – oder – Verhältnis, obwohl ich doch annehme, dass diese Effekte sich gar nicht gegenseitig ausschließen? 

Des Weiteren wurde auf die verschiedenen Formen von Lerntagebüchern eingegangen. Um das Ideal des Schreibprozesses zu ermöglichen, in dem der Schreiber den Lernstoff zunächst organisiert, dann elaboriert, später reflektiert und schließlich reguliert, sollte man die Vorgaben (Prompts) sukzessiv reduzieren und die Eigenregulation des Schreibers anregen. 

Die Vor – und Nachteile des Schreibens der Lerntagebücher, die wir danach diskutierten, sind nahezu identisch mit den Vor- und Nachteilen, die wir im Seminar jeder neuen Methode im Vergleich „Modernes Medium“ vs. „Handarbeit“ unterstellen. Ein herausragender Aspekt dabei war aber der der Bewertbarkeit der Lerntagebücher. Hierzu gehe ich in meinem Fazit näher ein.

Gruppenarbeit

In der folgenden Übung wurden wir aufgefordert, die Lerntagebücher auf ihren Nutzen in unseren Schulfächern hin zu untersuchen. Schon zu Beginn der Stunde wurden wir tischweise mit Kommilitonen ähnlicher Fachwissenschaften zusammengesetzt. Hier sollten wir nun überlegen, ob und wie wir in unseren Fächern Lerntagebücher führen würden.

Ich saß mit 3 Kommilitonen an dem Tisch „Sprachwissenschaft“, womit hier der Sprachunterricht gemeint war. Zunächst haben wir Teilaspekte des Sprachunterrichtes selektiv auf ihre Eignung für LTB hin untersucht; hierbei ergab sich, dass uns der Bereich Literatur im Prinzip als der einzige erschien, in dem wir das LTB anwenden würden. Andere Bereiche wie die Grammatik oder Lexik sind nämlich für den Schulunterricht längst durch eine strukturierte, didaktische Reduktion in winzige Bestandteile aufgebrochen worden. Ein Lerntagebuch eignet sich aber unserer Meinung nach eher für längere Lehrinhalte, da in ihnen der Lernprozess besser verfolgt werden kann. Wenn ein längeres Buch gelesen würde, könnten einzelne Kapitel gut in LTB rekapituliert und zusammengefasst werden, für jüngere Jahrgänge eignet sich hierfür besonders das standardisierte LTB.

Die verschiedenen Fachgruppen stellten nach der Arbeitsphase ihre Ergebnisse vor und äußerten Chancen und Risiken der LTB, die sie in den Gruppen erarbeitet hatten. Es folgte die Auswertung der zu Anfang der Stunde gehaltenen Umfrage. 

Ich lag mit fast all meinen Antworten im Mittelfeld. 

Es folgte eine längere Diskussion über Nutzen und Nachteile der LTB und die Frage, inwiefern sie für die Schulpraxis nützlich sind.

Soweit ich mich erinnere, hat die Mehrzahl der Kursteilnehmer eher bezweifelt, dass sie die LTB in der Schule einsetzen würden. Die Gründe hierfür sind verschieden: einerseits eignen sich die LTB nicht für alle Lehrinhalte. Das Erstellen ist aufwändig und kostet Zeit; in Anbetracht der Tatsache, das die Schüler eine Vielzahl an Fächern unterrichtet bekommen, ist es problematisch, mehr als ein TLB zur gleichen Zeit führen zu lassen. Auch kann kein Lehrer für seinen Unterricht exklusiv beanspruchen, dass ein so großer Teil der Hausaufgabenzeit für die LTB eines Faches verwandt wird. 

Der wichtigste Kritikpunkt ist aber der Umstand, dass der Lehrer die LTB bewerten muss.

Fazit

Dieser Kritikpunkt ist in der Tat ein besonders gewichtiger. Alle Kursteilnehmer, die ein LTB führen, können empirisch nachvollziehen, dass die spätere Benotung der Blogs einen nicht unerheblichen Einfluss bereits auf das Verfassen der Einträge ausübt. Die Umfrage hat ergeben, dass ziemlich alle Teilnehmer die Bewertungskriterien gelesen haben, teilweise regelmäßig lesen und einigermaßen im Kopf haben. Nun hat es mit diesen Kriterien eine besondere Bewandtnis: Gemäß der Theorie, die im Referat vorgestellt wurde, kann man grundsätzlich zwischen zwei Formen der LTB unterscheiden, die natürlich auch im Bezug auf ihre Bewertbarkeit unterschiedlich sind: den standardisierten und den offenen LTBs. Wenn man eine Art Fragebogen zu jeder Stunde ausfüllen ließe, wäre der Zweck offensichtlich: die Fragen können nur beantwortet werden, wenn man sich den Lernstoff angeeignet hat. Insofern ist diese Form des LTB geradezu prädestiniert für die Bewertung und Überprüfung. Nicht so die offene Form des LTB: hier soll dem Schreiber nicht durch vorgegebene Prompts, sondern durch eigenständige Organisation, Elaboration, Monitoring und Regulation ein Selbstgesteuertes Lernen ermöglicht werden. Das Selbstgesteuerte Lernen ist dabei höchst subjektiv und auf den Lernzweck hin gerichtet – weniger aber objektiv durch vorangestellte Kriterien bewertbar. 
Dabei ist zu beachten, dass die Bewertungskriterien nicht etwa eine kleine Hilfestellung darstellen, vielmehr sind sie ein Superprompt, der dem gesamten LTB eine bestimmte Richtung gibt. Die Endnote baumelt wie ein Damoklesschwert über den Häuptern der Lerntagebuchschreiber, die sich weniger auf ihren wirklichen Lernfortschritt als auf ein präsentables Ergebnis konzentrieren. 
Diese Annahme wird unterstützt durch die LTB der Teilnehmer selbst: Misst man diese anhand der Bewertungskriterien, stellt man verblüfft fest, dass nahezu alle Teilnehmer die Erwartungen bei Weitem übertreffen! 500 Wörter? Dass ich nicht lache! Ich habe zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als das Doppelte in diesem Eintrag! Ein reichlich merkwürdiges Betragen, zumal es der Zeitplan eines Masterstudenten nicht eben einfach machen sollte, so haushoch über die Anforderungen hinaus Leistungen zu erbringen. Dies wird erklärt (alle haben ja die Kriterien gelesen) durch den Schlusssatz: „Je mehr "Punkte" Sie erreichen, umso besser wird die Note, die Sie für das Seminar erhalten - also strengen Sie sich an […]“. 

Ich möchte an dieser Stelle keinem Kollegen etwas unterstellen, sondern schreibe aus eigener Erfahrung. Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann muss ich zugeben, dass dieses LTB ohne den Notendruck ganz anders aussehen würde. Wenn das aber stimmt, dann schreibe ich dieses LTB gar nicht für mich, für meinen individuellen Lernprozess, sondern eigentlich für Frau Hilbert. Und wenn das stimmt, dann ist es im Prinzip bald gar kein Lerntagebuch zu nennen.

Ich habe vollstes Verständnis für die missliche Lage von Frau Hilbert, nämlich am Ende des Seminars Noten vergeben zu müssen – ich würde das nicht gerne tun. 

Ich darf auf der anderen Seite nicht unerwähnt lassen, dass das Neue-Medien-Seminar dasjenige ist, das für mich in diesem Semester am eindrücklichsten ist. Vielleicht ist das ein unterbewusster Learning-by-writing- Effekt?


Donnerstag, 11. Dezember 2008

                                                        Die siebte Sitzung

Erwartungshaltung

Meine Erwartungshaltung zu diesem Thema war gemischter Natur. Da ich die vorangegangene Sitzung zu der Theorie der CM und MM mitgestaltet habe, bin ich natürlich auch mit der Praxis in Berührung gekommen; so habe ich etwa bereits mehrere Programme für die Externe Visualisierung benutzt (VUE, SmartDraw etc.). Ich ging also nicht wirklich neugierig auf Unbekanntes in die Sitzung, andererseits war ich auch gespannt auf die Umsetzung der Referenten.

Mind Maps und Concept Maps – Die Praxis

Dem Einstieg in das Thema diente die Wiederholung der letzte Woche vorgestellten Theorie der Maps. Schon bald folgte eine Partnerarbeit an den PCs, in der ein Mappingprogramm ausprobiert werden sollte, ein kurzer Leitfaden zur Benutzung lag vor. Mit dem kostenpflichtigen „Mind Manager“ sollte nun eine Mind Map zu Mappingtechniken erstellt werden.

Da ich mich notgedrungen für die letzte Sitzung intensiv mit der Theorie habe auseinandersetzen müssen, barg der Vortrag für mich wenig Nutzen. Die anschließende Übung war hingegen ganz interessant, man hat ansehnliche und überblickbare MM herstellen können. Außerdem wurde als Zentraler Begriff der MM die Mappingtechnik an sich gewählt, so dass nach der Wiederholung der Theorie eine nochmalige Umwälzung des Gelernten gemäß dem Doppeldeckerprinzip erzielt wurde.
Allerdings halte ich für fraglich, ob ich wohl jemals ein Programm für eine MM benutzen werde. Die Spontaneität, das freie Assoziieren und sowohl die Unmittelbarkeit als auch die unvermeidbar persönliche Note bei dem Erstellen einer MM per Stift und Papier werden meiner Meinung nach durch das etwas sterile Endprodukt und den erhöhten Zeitaufwand des Programms spürbar gehemmt.


Der Partnerarbeit folgten eine Austauschrunde und eine kurze theoretische Wiederholung der CM. Nach einer Einführung in ein Online-Mappingprogramm (unter http://tinyurl.com/6ehaj) wurden wir dazu angehalten, darin eine CM zu einem vorgegebenen Text zu erstellen. 

Die stark praktisch angelegte Stunde empfand ich als positiv, die Theorie wurde ja schon ausgiebig behandelt. Die zweite Partnerarbeit – nach den MM nun zu den CM – war ebenfalls aufschlussreich. Die in meinem Tagebucheintrag zu der letzten Sitzung angeführte Subjektivität der CM durch Elaboration etc. war auch hier wieder klar erkennbar. Der Text (Stoffwechsel des Menschen) bot mannigfaltige Möglichkeiten der Visualisierung, wie auch hinterher in den sehr unterschiedlichen CM abzulesen war. 


Es folgte eine Feedbackrunde zu den Vor- und Nachteilen der Verwendung von Computerprogrammen bzw. der manuellen Erstellung von Maps. Hierbei waren die Vorteile relativ ausgewogen. Die zeitaufwändigeren Programme mögen Ergebnisse liefern, die langlebiger und einfacher zu vervielfältigen sind, die Einarbeitung ist aber schwieriger. Per Hand schafft man kurzlebige und unflexiblere Ergebnisse, die sehr viel geringere Einarbeitungsphase und der ebenso kleinere Zeitaufwand sind dafür beachtliche Vorteile.

Meiner Meinung nach fehlte in der Gegenüberstellung der oben erwähnte Aspekt der Persönlichkeit der handgemachten Maps. Die freie Assoziation und die spontanen Verknüpfungen gerade der MM sind in einer selbsterstellten Map optisch nachvollziehbar, was von Vorteil ist, gerade wenn sie für den eigenen Gebrauch gedacht sind. 
Ein wichtiger Aspekt der Maps ist der der Prozesshaftigkeit. Bei dem Erstellen der Map werden die Inhalte erschlossen und verknüpft sowie gespeichert. Eingedenk dieses Aspektes hat meines Erachtens die PapierundStift- Methode einen klaren Vorteil: durch die Art der Verbindungen, durch Verbesserungen oder Durchstreichungen etc., also praktisch alle Aspekte, die eher zu den Nachteilen der handschriftlichen Maps gezählt wurden, gewinnen diese doch einen hohen Wiedererkennungswert. Mir fällt bei nochmaligem Betrachten wieder ein, weshalb ich die Map eventuell verbessern musste oder was ich gedacht habe, als ich diesen oder jenen Strich gezogen habe, was eine Wiederholung auf einem ganz anderen Niveau gestattet als die sterilen und normierten Ergebnisse der Programme. Ich glaube deshalb nicht, dass die Programme der Handschriftlichkeit unterlegen wären, aber die Vor – und Nachteile scheinen mir doch ein wenig pauschal aufgelistet worden zu sein.  

Fazit

Obschon ich mit diesem Eintrag noch über der Anforderung von 500 Wörtern liege, ist er bisher wohl am kürzesten geraten. Das hat den Grund, dass ich mich mit Theorie als auch Praxis eingehend beschäftigt habe um die Theoriestunde vorzubereiten, weshalb ich nicht wirklich viel habe dazulernen können. 
Ich hielt diese Sitzung aber für sehr gelungen, da sie mit der vorangegangenen eine effektive Symbiose einging, in der die Teilnehmer zu „Experten“ der Mappingtechniken werden konnten. Über die erste theoretische Einführung über das Arbeiten mit konstruierten (fehlerhaften) Expertenmaps hin zum eigenen Erstellen wurde somit ein Lernprozess verfolgt, der sicher den meisten zugute kommen kann. Nicht ohne Grund wird diese Heranführung an die Externe Visualisierung auch in dem Buch „Concept Maps und Mind Maps“ als sinnvolle Methodik angesehen (wie letzte Woche im Vortrag über Lehrstrategien vorgestellt: 1. Informiertes Training. 2. Arbeiten mit Vorlagen. 3. Selbstständiges Erstellen ( ggf. im reciprocal teaching)




Mittwoch, 10. Dezember 2008

                                                        Die sechste Sitzung

Erwartungshaltung

Diese Sitzung wurde von Alexander Niedziolka und mir gestaltet, weshalb dieser Lerntagebucheintrag eher die Reflexion des Referates als das in der Sitzung Gelernte behandelt. Meine Erwartungshaltung an die Sitzung bezog sich daher nicht auf den Inhalt sondern auf das Aufgehen unseres Referatskonzepts. Trotzdem halte ich es für sinnvoll, ebenso wie in meinen früheren Einträgen vorzugehen, also eine Rekapitulation der Stunde mit (kursiv gehaltenen) reflektierten Kommentaren zu verfassen.

Concept Maps und Mind Maps – die Theorie

Zu Beginn der Stunde haben Alexander und ich eine Einführung in das Prinzip der Externen Visualisierung gegeben, wobei ein Rückgriff auf die bereits behandelte Gedächtnistheorie vom 30.10.08 als Einstieg diente. Sodann wurden die beiden Mappingtechniken vorgestellt und voneinander unterschieden, die das Thema der Sitzung waren: die Mind Map und die Concept Map. Hierbei wurde der Vortrag unter Verwendung einer CM gehalten, ebenso diente als Beispiel für eine Concept Map ein Bild einer weiteren Concept Map, sodass das zu Ende der Stunde von Frau Hilbert angesprochene Doppeldeckerprinzip ausgenutzt wurde. Die Fokussierung auf die CM ist in der Tatsache begründet, dass die MM schon in ihrer Funktion hinreichend bekannt sein dürften und auch nicht weiter schwierig zu erstellen sind. Die CM hingegen folgen klaren Regeln die bekanntgemacht werden sollten.

Der Vorstellung der Konzepte ging eine erhebliche Reduktion der Informationen der Literatur voraus. Ich habe dabei tatsächlich das erste Mal über CM überhaupt gehört – wohl habe ich schon mehrere gesehen und benutzt, ihre Charakteristika waren mir aber unbekannt. Dabei muss ich gestehen, dass ich diese dichotome Unterscheidung zwischen beiden Techniken nicht wirklich nachvollziehen kann. Mir ist klar, dass sich die freie Assoziation der MM zweckmäßig anders orientiert als die strukturierte und durchdachte CM, aber warum bitte sollte ich mich künstlich bei dem Erstellen einer Map an die vorgestellten Regeln halten? Warum sollte ich nicht die Links der MM beschriften und eine Art optisch repräsentierte hierarchische Struktur des Gegenstandes verfolgen? Ich empfinde die Unterscheidung daher als ein wenig bemüht und theoretisch. 

Nach der Theorie folgte eine Partnerarbeit, in der eine erste Berührung der praktischen Umsetzung der Cm vollzogen werden sollte. Hierfür wurden zwei Texte ausgeteilt, einen eher naturwissenschaftlichen Text über die Atmung und einen eher philosophischen Text von Aristoteles über dessen Differenzierung des Gerechtigkeitsbegriffes. Nach deren Lektüre wurden von uns vorgefertigte CMs ausgeteilt, in denen bewusst Fehler eingebaut waren. Diese waren formeller (Fehlen der Beschriftung von „nodes“ oder „links“) oder inhaltlicher Natur (falsche Zusammenhänge der „nodes“). Nach der Übung wurde die Möglichkeit gegeben, persönliche Eindrücke der Methode zu äußern.

Die Übungen haben wir aus dem Text „Concept Maps und Mind Maps“ von (u.a.) Matthias Nückles entnommen. Bei der Vorbereitung gab es dabei zwei wesentliche, unerwartete Schwierigkeiten: Zum ersten fiel die Auswahl der Texte schwer. Wir hatten beabsichtigt, zwei Sachtexte zu verwenden, die sich in Thematik und Stil voneinander möglichst unterscheiden. Es mag nun möglich sein, dass mithilfe der Mappingtechniken ein beliebiger Text schnell erschlossen und repräsentiert werden kann – einen Text zu suchen, der einerseits gut darstellbar und andererseits komplex genug ist, damit man eine vorzeigbare CM dazu erstellen kann, erwies sich als ungleich schwieriger. Die zweite Schwierigkeit bestand im Erstellen der CMs. Eine wesentliche Unterscheidung zwischen beiden Techniken wurde in der Subjektivität der MM, begründet in dem freien Assoziieren, und in der Objektivität der CM, begründet durch deren klare Strukturierung, festgemacht. Bei dem Erstellen der CMs wurde aber schnell klar, dass sie ebenfalls in nicht unbeträchtlichem Maße subjektiver Natur sind. Ich habe mehrere CMs mit dem (hervorragenden) VUE-Programm erstellt, die sich alle unterschieden, ohne die Regeln der CM zu verletzen. Ein wesentlicher Unterschied begründet sich meiner Meinung nach in der unterschiedlich stark in die Erstellung einfließenden Elaboration des Einzelnen. Informationen, die als selbstverständlich vorausgesetzt werden und somit der Reduktion anheim fallen, sind für andere wiederum wesentliche Kernelemente, weshalb sie in die CM integriert werden. Elaboration, Reduktion und Organisation sind die Grundfunktionen der Tiefenverarbeitung der Mappingtechniken, aber auch Spiegelbild der kognitiven Erschließung des Einzelnen und somit stark subjektiv eingefärbt.
Somit wurde nach der Partnerarbeit über die Korrektheit der CM diskutiert, was auf eben oben beschriebene Subjektivität zurückzuführen und für den Sitzungskontext eher unnötig und zeitraubend war. 


Der Partnerarbeit folgte ein Vortrag über den praktischen Nutzen der Techniken im Schulalltag. Besonders wichtig war hierbei, dass die CM ein eigenes Lernziel darstellen – sie anwenden zu können, kann nicht vorausgesetzt werden und muss mit den Schülern geübt werden.

Im Anschluss daran wurde mit der Gruppe ein Experiment gemacht: sie sollten die vorgestellten Techniken benutzen, um sie auf einen Film zu beziehen. Da die MM auch als Notizwerkzeug gelobt wird und das Seminar immerhin auf neuartige Medien ausgerichtet ist und die multiple Repräsentation eine hochgelobte und zu fördernde Generalkompetenz darstellt, sollte so von der reinen Schrift-Textkonzentration abgesehen werden.

Mit der Auswahl des Filmes hatten wir ebenso Probleme wie mit der Auswahl der Texte für die Partnerarbeit. Da die Auswahl mit dem Anspruch verbunden war, einen möglichst für die Externe Visualisierung geeigneten Film zu finden, der nicht so schlicht wäre, als dass eine solche nicht vonnöten wäre aber auch nicht so kompliziert, dass eine Repräsentation nach zweimaligem Schauen noch nicht möglich wäre. 
Wir haben bei der Vorbereitung natürlich ebenfalls versucht, eine Map zu dem Klimawandel-Film zu erstellen. Herausgekommen ist (wie oben beschrieben) bei mir eine Art Bastard beider Konzepte, eine Mind Map mit teilweise beschrifteten Links und teilweise hierarchischer Gliederung. Diese Vorgehensweise hat es trotzdem möglich gemacht, die wesentlichen Aussagen des Filmes festzuhalten. Ich vermute, das Ergebnis hätte ungleich schlechter ausfallen können, wenn ich mit bei der Erstellung immerzu Gedanken gemacht hätte, ob der geplante nächste Schritt denn auch konform zu den Regeln jeweils einer der Mapgattungen wäre.


Die Erfahrungen der Kommilitonen mit der Mitschrift des Filmes waren sehr unterschiedlich ausgefallen. Ein paar der CMs werden bei Stud.IP hochgeladen. Eine abschließende Feedbackrunde sollte Gelegenheit geben, die Gestaltung der Sitzung zu kommentieren.

Fazit

Die Feedbackrunde hat ergeben, dass ein ganz wesentlicher Kritikpunkt in der Tatsache begründet war, dass wir unter Zeitdruck standen und sich dies bemerkbar gemacht hat. So haben wir (und vor allem ich) zu schnell gesprochen, sodass es den Zuhörern schwer gemacht wurde, zu folgen. Gut wurde insgesamt die Vorbereitung und Strukturierung bewertet. Allerdings stimme ich dem Vorschlag, anstelle der von uns für die Partnerarbeit gewählten Texte hätte man wiederum einen zu den Mappingtechniken nehmen können, um das Doppeldeckerprinzip nochmals auszureizen, nicht wirklich zu. Unsere Absicht war ja gerade, von den ganzen theoretischen Ausführungen zu den Maps wegzukommen und diese auf „echte“ Texte anzuwenden, deren Inhalt nicht zuvor bekannt gewesen war. Aber dessen ungeachtet: Kritik soll nicht Spaß machen, man soll aus ihr lernen. Deshalb werde ich mir Mühe geben, im nächsten Referat nicht so schnell zu reden. 


Mittwoch, 26. November 2008

20.11.08

                                                     Die fünfte Sitzung

Lernen mit Filmen

Diese Sitzung mit ihrem heiß begehrten Thema wurde von Maren Marks, Timo Castens und Gerrit Besser geleitet.

Augustus

Zu Beginn der Stunde wurden die Seminarteilnehmer mit jeweils einer Eintrittkarte und einer Tüte Popkorn begrüßt. Auf den Karten war eine Sitznummer vermerkt, die einem Platz im Seminarraum entsprach. Als wir alle auf unseren Plätzen saßen, wurde uns per Beamer eine Dokumentation über den römischen Kaiser Augustus gezeigt; dies geschah ohne eine weitere theoretische Einführung. Es sollte gezeigt werden, dass das Betrachten eines Filmes ohne konkrete Aufgabenstellung zu einer verminderten Informationsaufnahme führt.

Das war super! Die Begrüßung hat meine ganze Aufmerksamkeit geweckt. Ich war nachgerade gespannt auf das Thema, das so viele hatten vorbereiten wollen. Die Doku ohne Einführung zu zeigen, uns also ins kalte Wasser zu stoßen, war ebenfalls eine gute Idee, auch wenn das gewünschte Ergebnis, nämlich die Notwendigkeit einer Aufgabenstellung zur effektiven Filmrezeption zu demonstrieren, nur bedingt erzielt wurde.

Es folgte ein weiteres Betrachten des Films, diesmal mit einer konkreten Aufgabestellung: Gruppenweise sollte auf besondere Aspekte des Films geachtet werden. 

Ich war in der Gruppe, die auf stilistische Mittel des Filmes achten sollte. Dabei habe ich mehr schlecht als recht einige Aspekte wie schnelle Schnitte etc. aufgeschrieben, auch wenn ich mir der Tatsache bewusst war, dass ich aufgrund mangelnder Fachtermini und –Kenntnisse keine angemessene Arbeit habe leisten können. Außerdem fiel mir auf, dass ich die nach dem ersten Betrachten gestellten Fragen abermals nicht alle beantworten konnte, so sehr habe ich mich auf die Machart konzentriert.

Somit habe ich aus der Übung zwei Erkenntnisse ziehen können: nämlich dass 

1) eine fehlende konkrete Aufgabenstellung die Informationsaufnahme vermindert
2) eine konkrete Aufgabenstellung die Informationsaufnahme durch die Fokussierung auf Teilaspekte ebenso vermindern kann.


Es folgte eine PPP über die Vor- und Nachteile des Einsatzes von Filmen im Unterricht. Hierbei wurde verstärkt zurückgegriffen auf Wissen, das in der dritten Sitzung zum Thema „Kognitive Theorien des Lernens“ bearbeitet wurde.

Dieser PP-Beitrag hat einige Dinge wiederholt, was nicht verkehrt sein muss. Ich hatte dabei aber nicht das Gefühl, in die Geheimnisse des Lernens mit Filmen eingeweiht zu werden – dass eine strukturierte Unterrichtseinheit in der Regel immer in den Schritten "Planung - Inszenierung - Analyse" (diese Begriffe sind Beispiele aus Jank/Meyer: „Didaktische Modelle“, in ähnlicher Form aber in jeder Didaktik auffindbar) erfolgt, müsste jedem meiner Kommilitonen klar gewesen sein. Ich persönlich – und ich hoffe, das gilt für alle Teilnehmer – hätte das Lernen mit Filmen nicht eingesetzt, indem ich ein völlig arbiträres Video unbekannten Inhalts schweigend eingelegt hätte, um nach dessen Ende nie wieder ein Wort darüber zu verlieren. Deshalb waren die angesprochenen Punkte – sorgfältige Auswahl, konkrete Fragestellung, nachträgliche Analyse, Expertengruppen etc. – keine wirkliche Offenbarung.

Fleischeintopf und Tornadotipps 

Nach der theoretischen Erläuterung haben wir zwei weitere, kurze Filme gesehen und auf ihren didaktischen Nutzen hin untersucht. Dabei handelte es sich um eine Doku über ein Gericht, das spanische Conquistadoren angeblich genau so gegessen haben sollen und einen Survivalguide mit praktischen Hinweisen für den Fall, dass man in einen Tornado gerät.

Die Diskussion, die daraufhin folgt, empfand ich als nicht sonderlich effektiv. Es stellte sich heraus, dass offenbar eine unterschiedliche Auffassung dessen, was unter „cognitive overload“ zu verstehen ist, vorlag. Ich persönlich empfand insbesondere den aufgrund seiner schnellen Schnitte und Lautstärke kritisierten Tornadofilm eigentlich als didaktisch gelungen – er war klar strukturiert und vermittelte die (wenigen) Aussagen deutlich und nachhaltig (ich wette die meisten Seminarteilnehmer wissen heute noch ungefähr, welche Grundregeln man beachten sollte – was will ein Lehrfilm mehr?). Die schnellen Wechsel und die brachiale Geräuschkulisse bestärkte dabei nicht nur die Einprägsamkeit sondern erzeugte auch Neugier und sorgte somit für eine effektive Ausrichtung des Sensorischen Gedächtnisses. Der Film (oder sein Stil) mag nicht jedermanns(fraus) Sache sein, die kognitive Überlastung beim Betrachten bezweifle ich jedoch.

Fazit

Die Sitzung hat es geschafft, bereits bekannte Grundprinzipien der Didaktik auf das Medium Film zu beziehen. Dabei wurde auf vergangene Sitzungen zurückgegriffen, etwa auf die vom 30.10.08, was sicher sinnvoll ist. Wichtige und bewährte Methoden können und sollen auch ruhig wiederholt und ihre Allgemeingültigkeit unter Beweis gestellt werden; die leider trotzdem etwas dünne Theorie war diesmal aber wohl der sparsamen Literatur geschuldet. 
Die fast liebevolle Inszenierung der Referatsgruppe mit der Kinoatmosphäre empfand ich als gelungen! Allerdings bin ich (wie andere) der Meinung, dass die Diskussionsrunden streckenweise nicht effektiv waren. Beiträge, die mit den Worten „Bei uns in der Schule war das immer so […]“ begannen, mögen für den Sprecher reflektierte Darstellungen wertvoller Kindheitserinnerungen darstellen, für das Plenum ergab sich dabei höchstens die Erkenntnis, dass bestimmte Lehrertypen anscheinend in jeder Schule vertreten sind. Leider hatten die Erlebnisaustausche auch den Nachteil, dass die geplante Gruppenarbeit, in der die jeweiligen Lieblingsfilme der Teilnehmer didaktisch bewertet werden sollten, nicht mehr hat stattfinden können. Trotzdem war die Sitzung insgesamt abwechslungsreich, kurzweilig und interessant.

Ich würde mir abgesehen davon persönlich eine Art Leitfaden wünschen, der konkret auf einzelne Filmgattungen bezogene didaktische Gütekriterien berücksichtigt und den ich benutzen kann, um Filme effektiv in den Unterricht integrieren zu können. (Natürlich ist es aber nicht das Versäumnis der Referatsgruppe, dass ich über einen solchen nun nicht verfüge.) 


Mittwoch, 19. November 2008

13.11.08

                                                                    Die vierte Sitzung

Lernen mit Hypertext

Die vierte Sitzung wurde Dennis Graf und Christoph Libutzki gestaltet und hatte das Lernen mit Hypertexten zum Thema. 

Da ich an der Sitzung vom 06.11.08 leider nicht habe teilnehmen können, war dieser Termin mein erster von Kommilitonen gestalteter. 

Was ist Hypertext?

Die Sitzung begann erwartungsgemäß mit einer Definition des Begriffes „Hypertext“, verbunden mit einer ansprechenden, verdeutlichenden Aufgabe, nämlich der Teilnahme an dem „wikifight“, einem Spiel auf der Basis der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Bei dem Spiel geht es darum, sich die Eigenschaften des Hypertextes zunutze zu machen, um von der Seite eines spanischen Schauspielers möglichst schnell zu der des englischen Nationalmannschaftsmanagers zu gelangen.

Trotz der Strg-f – Suchfunktion habe ich mit meiner Partnerin ewig gebraucht, um in die Nähe der Seite des Managers der englischen Nationalmannschaft zu kommen, was auch daran lag, dass unser PC furchtbar langsam gearbeitet hat. Ich weiß nicht, ob die anderen Gruppen dasselbe Problem hatten? 
Das Spiel war auf jeden Fall lustig, gerade der Wettbewerbscharakter war motivierend! 
Die Suche durch Wikipedia fand dabei auf einer seltsamen Ebene statt – eigentlich haben wir dabei nämlich nicht direkt nach der Seite des Managers gesucht, sondern vielmehr nach Begriffen, unter die wir den Manager subsumieren konnten oder die wir frei assoziierten – so hat meine Gruppe es etwa mit dem Link „Madrid“ versucht, in der Annahme, dass von dort bestimmt über die bekannte Fußballmannschaft von Madrid ein Weg in den englischen Fußball zu finden sei. Diese Vorgehensweise ist von daher interessant, als dass man dabei nicht versucht, explizit eine bestimmte Information zu bekommen, sondern sich ihr schrittweise zu nähern, immer unter der Eindruck, dass (es handelt sich immerhin um ein Spiel) der direkte Weg nie der beste ist sondern es im Hypertext eine Art „Abkürzung“ geben muss. Deshalb versucht man, die assoziativen Verknüpfungen, die man zunächst rein mental vornimmt, an möglichst langen Haaren herbeizuziehen – es könnte ja sein, dass sich zufällig in dem Link 1964 der Manager verbirgt: vielleicht ist er ja in jenem Jahr geboren worden?


Diese sehr spekulative Vorgehensweise stellt einen interessanten Aspekt der Computer Literacy dar, die sowohl einen hohen Grad an hypertextueller Verknüpfung als auch Erfahrung im Umgang mit ihr voraussetzt. Es wird deutlich, dass innerhalb des Internets nahezu jeder Punkt schnell und über überraschende Wege erreicht werden kann. Nach einer vertiefenden Darstellung des Prinzips der Hypertextualität wurde eine Internetseite aufgerufen, die eine exemplarische Verhypertextualisierung von Informationen darstellt.

Das Therapiezentrum

Die Seite war eine Präsentation der Psychologie der Uni Münster, für deren Gestaltung die Zusammenarbeit eines Professors mit seinen Studenten verantwortlich ist. Die Seite stellt verschiedene Therapien vor, welche unter einer Benutzerüberfläche strukturiert sind, die anhand von Zeichnungen ein Virtuelles Therapiezentrum suggeriert. Mithilfe iterativer, bemüht einprägsamer Symbolik wurde dabei versucht, Übersichtlichkeit und Struktur zu schaffen, wobei es teilweise bei dem Versuch geblieben ist. Im Plenum wurde daraufhin diese Vorgehensweise auf ihre Zweckmäßigkeit hin diskutiert. 

Meiner Meinung nach ist das Therapiezentrum ein Paradebeispiel für die Nachteile und Fallen der Hypertexte. So war neben Programmierfehlern und arbiträr wirkenden Symbolzuweisungen überhaupt nicht einsichtig, weshalb man die an sich übersichtlich strukturierten und informativen Texte dergestalt hinter den bunten (und mäßig ansprechenden) Bildern verstecken musste. Ich vermute, dieser Missgriff ist dem Anspruch geschuldet, Modernität und „Multimedia“ durch das Verwenden von Hypertext zu suggerieren, ohne das Aufwand-Nutzen-Verhältnis zu beachten.

Hypertexte im Unterricht

Nach einer kurzen Pause in Form einer Entspannungsübung wurde der Vortrag fortgesetzt, der Fokus lag nun auf dem Nutzen der Hypertexte im Unterricht. In einer weiteren Gruppenarbeit sollte nun der pragmatischer Wert der HT im Schulalltag diskutiert werden. 

Die Hypertexte sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bin ich von ihrer Wirksamkeit überzeugt und immer wieder überrascht, ich bewege mich tagtäglich in ihnen und profitiere davon ungemein (wobei ich mich nun auf das Internet berufe, wohlweislich, dass sich die Hypertextualität nicht darauf beschränkt). Andererseits sind HT recht schwer zu produzieren – das stellt den Lehrer, will er die Schüler anhand der HT lernen lassen vor die Wahl, 

a) die entsprechenden HT zuvor selbst herzustellen – was erheblichen Aufwand bedeutet,
b) das Internet zu benutzen – was sehr leicht zu Chaos führen kann, weiß ich doch aus Erfahrung, wie leicht mich die höchst interessanten Tiefen des unendlichen Internets in ungeahnte Weiten navigieren lassen, oder etwa 
c) den HT mit der Klasse selbst zu produzieren, was wieder Probleme aufwirft: sind die Mittel und die Kompetenzen ausreichend? Und: rechtfertigt das Ergebnis wirklich den Aufwand, oder produziert man damit nicht nur ein zweites Therapiezentrum?


Fazit

Die Seminarsitzung hat mir sehr gefallen! Die Präsentation war anschaulich und klar strukturiert, Vortrag und Gruppenarbeit wechselten sich ab, was erheblich zur positiven Lernatmosphäre beigetragen hat. Mit dieser Meinung stehe ich ganz offensichtlich nicht alleine, wie das durchgehend positive Feedback deutlich macht.

Ich habe durch die Stunde den Eindruck gewonnen, dass das Lernen mit Hypertexten nur unter bestimmten Voraussetzungen funktioniert, etwa ihrer klaren Strukturierung etc. Dabei steht vor allem die Frage im Vordergrund, ob die Zweck die Mittel rechtfertigt (Stichwort Therapiezentrum) und nicht der bloße Einsatz des HT als Selbstzweck fungiert. Das Lernen bestimmter Lerngegenstände mithilfe der HT ist also problematisch - unbedingt nötig ist hingegen die Förderung einer Kompetenz im Umgang mit dem Internet als einem Aspekt der Computer Literacy. Das Lernen des Umgangs mit dem Prinzip der Hypertextualität stellt einen Kompetenzerwerb dar, der sich in der Lebenswirklichkeit der Schüler bestimmt bewähren würde.

Mittwoch, 12. November 2008

30.10.08


Die dritte Sitzung

Leider ist es mit der Veröffentlichung dieses Eintrages etwas spät geworden. Die nächsten Protokolle werden wieder zeitnaher erscheinen

Kognitive Theorien des Lernens

Die zweite Sitzung des Seminars, die wieder von der Dozentin gestaltet wurde, hatte das „Gedächtnis“ zum Thema. Als Gedächtnis wird prinzipiell der „Ort“ bezeichnet, an dem alles, was der Mensch weiß, gespeichert ist und bei Bedarf mehr oder weniger abgerufen werden kann. Zu Beginn der Stunde wurde ein allegorischer Vergleich des menschlichen Kopfes zu einem PC gezogen; das bietet sich an: verschiedene Hardwarekomponenten und Peripheriequellen dienen, ähnlich den menschlichen Sinnen, der Übermittlung externer Informationen an das Motherboard. Dort werden sie von dem Arbeitsspeicher verarbeitet und letztendlich abgespeichert.

Ein sehr interessantes Thema! Aller Alltag hängt von dem Vorhandensein eines funktionierenden Gedächtnisses ab, trotzdem kann der eigentliche Prozess der Informationsverarbeitung wohl nicht wirklich erschlossen werden. Ich persönlich bin auf dem Gebiet auch so gar nicht bewandert und unterschied bis dahin das Gedächtnis höchstens in den gemeinhin bekannten Komponenten Kurz- und Langzeitgedächtnis. Die sind insofern voneinander abhängig, als dass jegliche Information zunächst in das Kurzzeitgedächtnis gelangt, wo dann durch verschiedene Prozesse (z.B. Iteration) darüber entschieden wird, ob sie denn in das Langzeitgedächtnis hineindarf, wo sie dann zu „Wissen“ geadelt wird. Darüber bin ich mir der Unzulänglichkeit dieser Ansicht bewusst – fast täglich hat man mit Phänomenen des Gedächtnisses zu tun, die es unkontrollierbar und fast arbiträr erscheinen lassen. Wer kann schon von sich behaupten, tatsächlich auf das von ihm Erlernte zurückgreifen zu können? (Beispiel Latinum)

Daraufhin wurde ein Text von Woolfolk, der sich mit dem Thema auseinandersetzt, ähnlich wie in der letzten Sitzung in Abschnitten jeweils von Kleingruppen bearbeitet um dann dem Plenum anhand von Plakaten vorgestellt zu werden. Die Gruppen sollten dann von ihrem jeweils behandelten Gedächtnisteilstück einen Bogen zu der Allegorie mit dem PC schlagen. Meine Arbeitsgruppe befasste sich dabei mit dem Sensorischen Gedächtnis. Dieses vermittelt die Unmengen an fortlaufend auf die menschlichen Sinne einprasselnden Wahrnehmungen an das Arbeitsgedächtnis weiter – dieses steuert aber wiederum das Sensorische Gedächtnis, indem es dieses auf gewisse Informationen ausrichtet, die gewissen Schemata entsprechen. Ohne diese Selektive Wahrnehmung würde der Mensch wohl kaum in der Lage sein, sich in der Wirklichkeit „normal“ zu orientieren, wie es etwa bei Autismus der Fall ist.

Das im Text vorgestellte Modell (Seite 310) mit den reziproken Einflüssen und Relationen der verschiedenen Gedächtnisteile schildert dabei zwar plausibel das Lernen – aber dabei handelt es sich doch um rein hypothetische, fast schon spekulative Vorgänge? Ich meine, dieses Vorgänge sind nicht wie ein chemisch zu untersuchender Stoffwechsel wirklich nachweisbar – in dem Gehirn als einem großen Klumpen rosagrauer Masse wird man wohl dem ein oder anderen Areal einzelne Zuständigkeitsbereiche zuordnen, das lässt sich aber wohl nicht wirklich nachweisen... Das mag wohl daran liegen, dass der Kopf des Menschen bei diesen Theorien zugleich Agens und Patiens, also Objekt der Untersuchung und Untersucher selbst ist. Um das Gedächtnis zu untersuchen, müsste man hinter das Gehirn zurücktreten können, was sich als schwierig erweisen sollte.
Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass es sich für die Gestaltung des Schulunterrichtes als sehr nützlich erweisen könnte, diese (obschon konstruierten) Mechanismen zu kennen und entsprechend zu nutzen. Die oben erwähnte Selektive Wahrnehmung spielt dabei zweifellos eine wichtige Rolle – schließlich darf man nicht vergessen, dass die Schüler, denen man eines Tages gegenüberstehen wird, wohl so Einiges interessanter und wichtiger finden werden als den Unterricht. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass nicht nur durch äußerlich wahrnehmbare Informationen die Aufmerksamkeit von dem Lehrgeschehen weggelenkt wird, sondern nicht selten auch durch die blühende Phantasie des Gelangweilten, die das Sensorische Gedächtnis für Sinnesreize nahezu unempfindlich machen kann. Der naheliegende Rat, einfach keinen langweiligen Unterricht zu machen, ist wohl leichter gesagt als getan, man ist nicht zuletzt mit vielen Unterrichtsstunden konfrontiert worden, die genau mit diesem Vorsatz kolossal scheiterten. Zumindest wird man dafür Sorge tragen müssen, dass eine möglichst störungsfreie Arbeitsatmosphäre gewährleistet wird und der Unterricht durch Abwechslung und Methodenvielfalt etc. die Aufmerksamkeit der Schüler immer wieder neu auf sich zieht.

Die Präsentationen der Gruppen bauten thematisch aufeinander auf, ich empfand sie als durchweg verständlich und gelungen.

Genau wie in der letzten Sitzung habe ich bemerkt, dass ich in der Erarbeitung von einer Präsentation zuvor erarbeiteter Ergebnisse unter Zeitdruck nicht wirklich bewandert bin. Wieder mussten wir das uns zur Verfügung gestellte Zeitkontingent überziehen.

Fazit


Der Mensch nimmt seine Umwelt selektiv wahr, er richtet seine Aufmerksamkeit auf bewusste Schemata aus, nur was er aufmerksam wahrnimmt, wird im Langzeitgedächtnis abgespeichert, ansonsten verworfen. Dies scheint mir wertvolles theoretisches Wissen zu sein für die Gestaltung von Unterricht, auch wenn ich die notwendige Konsequenz – Methodenvielfalt, Abwechslung, Vermeiden von Störungen etc. auch ohne die zweifelsohne interessanten Modelle der Gedächtnisfunktionen als für guten Unterricht notwendig erachtet hätte.
Es wäre sicher nützlich, übliche Unterrichtsbausteine (wie etwa Übungen, Gruppenaufgaben, Filme etc.) anhand dieser Theorien auf ihre Aufmerksamkeitsweckung und – lenkung hin zu untersuchen, um diese dann gegebenenfalls zu optimieren.
Auf jeden Fall erwarte ich von den Neuen Medien einen Vorteil bei der Unterrichtsgestaltung und hoffe, im weiteren Verlauf des Seminars in ihrem Umgang geschult zu werden. Hierfür war insbesondere der Vortrag der letzten Gruppe für mich interessant, da der direkte praktische Nutzen für den Unterricht auf der Hand liegt: Der Dualismus zwischen „guten“ und „schlechten“ akustischen sowie optischen Reizen sollte einem Lehrer stets präsent sein, will er nicht seinen Unterricht durch den Einsatz aufmerksamkeitsheischender technischer Spielereien ruinieren.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

23.10.08

Mein erster Eintrag ins Lerntagebuch
Dieses Lerntagebuch wird eine Sammlung von Lernprotokollen beinhalten, in denen Erfahrungen, Erkenntnisse, Fortschritte, Eindrücke etc. der jeweils einzelnen Seminarssitzungen festgehalten werden sollen. Mit diesem Eintrag findet eine Doppelpremiere statt: nicht nur mein erster (erstes?) (Web)log, auch mein erstes Lerntagebuch wird hiermit eingeweiht. Ich hoffe, dass sich dabei der angestrebte LernenDurchSchreiben-Effekt auch auf das Verfassen des Tagebuches an sich auswirkt, dieser erste Eintrag ist insofern eine Art Versuchsballon. 

ComputerLiteracy im Vergleich zwischen Nationen, Schulformen und Geschlechtern

Zunächst ging es um den Leitbegriff der Sitzung, der CL. Dieser wurde dafür in Kleingruppen diskutiert, danach wurden die Ansichten im Plenum zusammengetragen. Das wenig überraschende Resultat dieser Begriffsklärung war, dass der fachgerechte Umgang mit Computern eine heutzutage unverzichtbare Kompetenz darstellt; insbesondere für den Lehrberuf ist die Integration des Mediums PC von höchster Bedeutung. Der Computer ist als integraler Bestandteil unserer sozialen Wirklichkeit allgegenwärtig, der fehlende Bezug zu ihm im Unterricht fast schon fahrlässig.

   Als angehender Lehrer werde ich diese Leistung erbringen müssen, bin mir dabei aber der unzureichenden eigenen Fähigkeiten mit dem PC bewusst. Alles, was ich am PC mache, wurde mir weder in der Schule noch von meinen Eltern o.ä. beigebracht, ich habe es mir alles mehr oder weniger autodidaktisch erschlossen. Dabei ist es interessant, dass ich diesen Lernprozess retrospektiv gar nicht darstellen kann: Wann oder wie habe ich denn gelernt, Word zu benutzen oder das Internet? Ich muss wohl irgendwie über das Trial-and-error- Prinzip den jetzigen Standpunkt erreicht haben. Einen Anreiz hat dabei sicherlich stets die Tatsache gespielt, dass Klassenkameraden und Kollegen zum Teil anscheinend erschreckend begabt im Umgang mit dem PC waren, stets über die neuesten Grafikkarten und ganz viel RAM verfügten und die sehr interessanten Computerspiele spielen konnten, während ich in diesem Bereich immer ein bisschen hinterherhinkte, nicht zuletzt weil meinen Eltern die Notwendigkeit der Anschaffung neuer PCs trotz intensiver Überzeugungsversuche nie ganz einleuchten wollte.

Nach der Klärung des Begriffes wurde eine (leider veraltete) PISA-Studie zu der Benutzung von Computern bei Jungen und Mädchen in Kleingruppen bearbeitet und dann dem Plenum vorgestellt. Die meisten von den Kleingruppen vorgestellten Ergebnisse an sich dürften dabei die Wenigsten überrascht haben. Mädchen benutzen den Computer etwa weniger als Jungs – daran wird wohl eingedenk des riesigen, fast einseitig jungsorientierten Computerspielmarktes niemand ernsthaft zweifeln. Auch dass die PC-Benutzung hierzulande im schulischen Bereich ausbaufähig ist, werden die meisten empirisch bestätigen können. 

Diese erwartbaren Ergebnisse wurden aber nicht etwa in einem langwierigen Referat vorgetragen, wie es in manchen Seminaren Usus ist, sondern in Kleingruppen unter spürbarem Zeitdruck als PowerPoint-Präsentation vorgestellt. 

 An dieser Stelle wurde im Seminar eine erheblich Wissenslücke geschlossen: Ich (und ich war noch nicht mal allein) hatte nie zuvor mit PowerPoint gearbeitet – es ergab sich einfach noch nie eine Notwendigkeit dafür, auch wenn ich während meines Studiums mit 1000 PP- Präsentationen konfrontiert wurde. Gerade der Zeitdruck wirkte sich dabei positiv aus: Wir hatten mit 4 Folien zwar nur eine bescheidene, aber auf das Wesentliche reduzierte Vorstellung unserer (überschaubaren) Studienergebnisse zustande gebracht.

Im Anschluss daran wurde das Plenum angehalten, die persönlichen Erkenntnisse der Stunde auf Papierfischen festzuhalten. Diese sollten dann symbolisch auf ein Plakat mit Netzmuster gehängt werden, als bildliche Metapher der „Lernfische“, die uns ins Netz gegangen sind.

 Die Lernfischmethode hat mich, ehrlich gesagt, zunächst abgeschreckt. Es ist mir leider nicht gelungen, der Aktion mit dem notwendigen Ernst zu begegnen – das mag daran liegen, dass ich mich durch die Aufforderung, so kurz vor Schluss schnell noch ein Ergebnis zu präsentieren, überrumpelt gefühlt habe oder dass ich mit der Methode an sich nichts anfangen kann oder ihren Zweck bezweifle.

Fazit

Ich habe schon manches Seminar in meinem Studium durchlebt, das gänzlich ohne einen Anspruch auf einen pragmatischen Nutzen für meinen späteren Beruf auskam. Von einem Seminar, das sich „Neue Möglichkeiten durch Neue Medien im Unterricht“ nennt, erwarte ich mir nun einen Kompetenzgewinn im Umgang mit den Neuen Medien, der einen wirklichen Vorteil für den Lehrberuf verspricht. Diese zugegeben steile Erwartungshaltung wurde schon in der ersten Sitzung bestätigt, indem ich mich mit dem PowerPointSystem auseinandersetzen musste. Ich habe hernach zu Hause ein wenig weiter ausprobiert und bin überrascht, wie einfach das geht.

Ich bin schon gespannt auf die weiteren Sitzungen.