Mittwoch, 10. Dezember 2008

                                                        Die sechste Sitzung

Erwartungshaltung

Diese Sitzung wurde von Alexander Niedziolka und mir gestaltet, weshalb dieser Lerntagebucheintrag eher die Reflexion des Referates als das in der Sitzung Gelernte behandelt. Meine Erwartungshaltung an die Sitzung bezog sich daher nicht auf den Inhalt sondern auf das Aufgehen unseres Referatskonzepts. Trotzdem halte ich es für sinnvoll, ebenso wie in meinen früheren Einträgen vorzugehen, also eine Rekapitulation der Stunde mit (kursiv gehaltenen) reflektierten Kommentaren zu verfassen.

Concept Maps und Mind Maps – die Theorie

Zu Beginn der Stunde haben Alexander und ich eine Einführung in das Prinzip der Externen Visualisierung gegeben, wobei ein Rückgriff auf die bereits behandelte Gedächtnistheorie vom 30.10.08 als Einstieg diente. Sodann wurden die beiden Mappingtechniken vorgestellt und voneinander unterschieden, die das Thema der Sitzung waren: die Mind Map und die Concept Map. Hierbei wurde der Vortrag unter Verwendung einer CM gehalten, ebenso diente als Beispiel für eine Concept Map ein Bild einer weiteren Concept Map, sodass das zu Ende der Stunde von Frau Hilbert angesprochene Doppeldeckerprinzip ausgenutzt wurde. Die Fokussierung auf die CM ist in der Tatsache begründet, dass die MM schon in ihrer Funktion hinreichend bekannt sein dürften und auch nicht weiter schwierig zu erstellen sind. Die CM hingegen folgen klaren Regeln die bekanntgemacht werden sollten.

Der Vorstellung der Konzepte ging eine erhebliche Reduktion der Informationen der Literatur voraus. Ich habe dabei tatsächlich das erste Mal über CM überhaupt gehört – wohl habe ich schon mehrere gesehen und benutzt, ihre Charakteristika waren mir aber unbekannt. Dabei muss ich gestehen, dass ich diese dichotome Unterscheidung zwischen beiden Techniken nicht wirklich nachvollziehen kann. Mir ist klar, dass sich die freie Assoziation der MM zweckmäßig anders orientiert als die strukturierte und durchdachte CM, aber warum bitte sollte ich mich künstlich bei dem Erstellen einer Map an die vorgestellten Regeln halten? Warum sollte ich nicht die Links der MM beschriften und eine Art optisch repräsentierte hierarchische Struktur des Gegenstandes verfolgen? Ich empfinde die Unterscheidung daher als ein wenig bemüht und theoretisch. 

Nach der Theorie folgte eine Partnerarbeit, in der eine erste Berührung der praktischen Umsetzung der Cm vollzogen werden sollte. Hierfür wurden zwei Texte ausgeteilt, einen eher naturwissenschaftlichen Text über die Atmung und einen eher philosophischen Text von Aristoteles über dessen Differenzierung des Gerechtigkeitsbegriffes. Nach deren Lektüre wurden von uns vorgefertigte CMs ausgeteilt, in denen bewusst Fehler eingebaut waren. Diese waren formeller (Fehlen der Beschriftung von „nodes“ oder „links“) oder inhaltlicher Natur (falsche Zusammenhänge der „nodes“). Nach der Übung wurde die Möglichkeit gegeben, persönliche Eindrücke der Methode zu äußern.

Die Übungen haben wir aus dem Text „Concept Maps und Mind Maps“ von (u.a.) Matthias Nückles entnommen. Bei der Vorbereitung gab es dabei zwei wesentliche, unerwartete Schwierigkeiten: Zum ersten fiel die Auswahl der Texte schwer. Wir hatten beabsichtigt, zwei Sachtexte zu verwenden, die sich in Thematik und Stil voneinander möglichst unterscheiden. Es mag nun möglich sein, dass mithilfe der Mappingtechniken ein beliebiger Text schnell erschlossen und repräsentiert werden kann – einen Text zu suchen, der einerseits gut darstellbar und andererseits komplex genug ist, damit man eine vorzeigbare CM dazu erstellen kann, erwies sich als ungleich schwieriger. Die zweite Schwierigkeit bestand im Erstellen der CMs. Eine wesentliche Unterscheidung zwischen beiden Techniken wurde in der Subjektivität der MM, begründet in dem freien Assoziieren, und in der Objektivität der CM, begründet durch deren klare Strukturierung, festgemacht. Bei dem Erstellen der CMs wurde aber schnell klar, dass sie ebenfalls in nicht unbeträchtlichem Maße subjektiver Natur sind. Ich habe mehrere CMs mit dem (hervorragenden) VUE-Programm erstellt, die sich alle unterschieden, ohne die Regeln der CM zu verletzen. Ein wesentlicher Unterschied begründet sich meiner Meinung nach in der unterschiedlich stark in die Erstellung einfließenden Elaboration des Einzelnen. Informationen, die als selbstverständlich vorausgesetzt werden und somit der Reduktion anheim fallen, sind für andere wiederum wesentliche Kernelemente, weshalb sie in die CM integriert werden. Elaboration, Reduktion und Organisation sind die Grundfunktionen der Tiefenverarbeitung der Mappingtechniken, aber auch Spiegelbild der kognitiven Erschließung des Einzelnen und somit stark subjektiv eingefärbt.
Somit wurde nach der Partnerarbeit über die Korrektheit der CM diskutiert, was auf eben oben beschriebene Subjektivität zurückzuführen und für den Sitzungskontext eher unnötig und zeitraubend war. 


Der Partnerarbeit folgte ein Vortrag über den praktischen Nutzen der Techniken im Schulalltag. Besonders wichtig war hierbei, dass die CM ein eigenes Lernziel darstellen – sie anwenden zu können, kann nicht vorausgesetzt werden und muss mit den Schülern geübt werden.

Im Anschluss daran wurde mit der Gruppe ein Experiment gemacht: sie sollten die vorgestellten Techniken benutzen, um sie auf einen Film zu beziehen. Da die MM auch als Notizwerkzeug gelobt wird und das Seminar immerhin auf neuartige Medien ausgerichtet ist und die multiple Repräsentation eine hochgelobte und zu fördernde Generalkompetenz darstellt, sollte so von der reinen Schrift-Textkonzentration abgesehen werden.

Mit der Auswahl des Filmes hatten wir ebenso Probleme wie mit der Auswahl der Texte für die Partnerarbeit. Da die Auswahl mit dem Anspruch verbunden war, einen möglichst für die Externe Visualisierung geeigneten Film zu finden, der nicht so schlicht wäre, als dass eine solche nicht vonnöten wäre aber auch nicht so kompliziert, dass eine Repräsentation nach zweimaligem Schauen noch nicht möglich wäre. 
Wir haben bei der Vorbereitung natürlich ebenfalls versucht, eine Map zu dem Klimawandel-Film zu erstellen. Herausgekommen ist (wie oben beschrieben) bei mir eine Art Bastard beider Konzepte, eine Mind Map mit teilweise beschrifteten Links und teilweise hierarchischer Gliederung. Diese Vorgehensweise hat es trotzdem möglich gemacht, die wesentlichen Aussagen des Filmes festzuhalten. Ich vermute, das Ergebnis hätte ungleich schlechter ausfallen können, wenn ich mit bei der Erstellung immerzu Gedanken gemacht hätte, ob der geplante nächste Schritt denn auch konform zu den Regeln jeweils einer der Mapgattungen wäre.


Die Erfahrungen der Kommilitonen mit der Mitschrift des Filmes waren sehr unterschiedlich ausgefallen. Ein paar der CMs werden bei Stud.IP hochgeladen. Eine abschließende Feedbackrunde sollte Gelegenheit geben, die Gestaltung der Sitzung zu kommentieren.

Fazit

Die Feedbackrunde hat ergeben, dass ein ganz wesentlicher Kritikpunkt in der Tatsache begründet war, dass wir unter Zeitdruck standen und sich dies bemerkbar gemacht hat. So haben wir (und vor allem ich) zu schnell gesprochen, sodass es den Zuhörern schwer gemacht wurde, zu folgen. Gut wurde insgesamt die Vorbereitung und Strukturierung bewertet. Allerdings stimme ich dem Vorschlag, anstelle der von uns für die Partnerarbeit gewählten Texte hätte man wiederum einen zu den Mappingtechniken nehmen können, um das Doppeldeckerprinzip nochmals auszureizen, nicht wirklich zu. Unsere Absicht war ja gerade, von den ganzen theoretischen Ausführungen zu den Maps wegzukommen und diese auf „echte“ Texte anzuwenden, deren Inhalt nicht zuvor bekannt gewesen war. Aber dessen ungeachtet: Kritik soll nicht Spaß machen, man soll aus ihr lernen. Deshalb werde ich mir Mühe geben, im nächsten Referat nicht so schnell zu reden. 


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