Mittwoch, 28. Januar 2009

                                                             Die zwölfte Sitzung 

Erwartungshaltung

Auch auf die Gefahr hin, dass diese Erwartungshaltung denen früherer Einträge ähneln mag, muss ich auch an dieser Stelle sagen, dass ich mit keinen besonders hohen expectations in diese Sitzung ging. Ich wusste nämlich schon vorher, was Wikis sind und zu welchen Zwecken sie eingesetzt werden. Mit diesem Vorwissen machte ich mich auf eine theoretische Einführung zu dem Prinzip der Wikis gefasst, gefolgt von: na? Genau! Einem Praxisteil. 

Wikis

Zu Beginn der Sitzung wurden die Teilnehmer aufgefordert, sich mit ihren Referatspartnern zusammenzusetzen, was für den späteren Praxisteil von Bedeutung sein würde. Es folgte eine Gruppenarbeit, in der anhand von verschiedenen Wikis online in Erfahrung gebracht werden sollte, worum es sich bei Genanntem überhaupt handele. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden im Plenum zusammengefasst.

Ich wurde bezüglich der Seminarstruktur nicht enttäuscht. Die Sitzordnung kam dennoch überraschend. Ich habe an dieser Stelle aber doch etwas gelernt: der Begründer der Wikis hat diesen Namen von den Shuttlebussen, die in Hawaii (glaube ich?) am Flughafen herumfuhren. Auf diesen stand „wiki wiki“ (hawaii(ani)sch für „schnell“). Diese etymologische Kuriosität buche ich als Lernerfolg für den Theorieteil – dieser war anschaulich und ansprechend gestaltet, aber, wie gesagt, mir nichts wirklich Neues bietend.


Das Neue-Medien-Wiki

Im Praxisteil wurden die einzelnen Gruppen aufgefordert, für ihr jeweiliges Referatsthema einen Eintrag in das Wiki des Seminars auf der Stud.IP-Homepage einzutragen. Hierbei bildeten insbesondere die speziellen Editionsbefehle eine Herausforderung: Links konnten erstellt werden und die Formatierung des Textes erfolgte über ein eigenes Codesystem.

Diese Aufgabe hat mich überrascht: in der relativ kurzen Zeit sollten die wesentlichen Informationen zusammengefasst werden. Das erwies sich als dahingehend anspruchsvoll, als dass mehrere Autoren am Verfassen beteiligt gewesen waren. Zum Gaudium des Seminars haben einige Teilnehmer die Aufgabe nicht sehr ernst genommen und eher humoristische Artikel gepostet; insgesamt war die Atmosphäre sehr entspannt.

Den Schluss bildete die obligatorische Diskussion, inwiefern das Wiki-Prinzip für den Schulalltag nützlich ist. 

Fazit

Diese Sitzung war meiner Meinung eher eine Wiederholung bereits erarbeiteter medialer Grundprinzipien sowie deren praktische Umsetzung. Wir haben bereits über den Hypertext an sich gesprochen, der mit seinen Nodes und Links die Grundlage der verknüpften Textteile darstellt. Darüber hinaus haben wir in der vorhergehenden Sitzung die Grundprinzipien des Netzbasierten kooperativen Lernens kennengelernt. Das Wiki ist meiner Meinung nach die pragmatische Konsequenz dieser Konzepte. 

Wichtig ist nun zu sehen, inwiefern die Wikis für den Unterricht brauchbar sind: ich glaube, sie sind es unbedingt. Jeder Schüler wird sich (hoffentlich) während seiner Schulkarriere mit dem Verfassen von digitalen Texten auseinandergesetzt haben. Außerdem ist zu erwarten, dass bekannte Wikis, allen voran die (wie ich finde) hervorragende Wikipedia den Schülern bekannt ist und von ihnen genutzt wird. Wenn nun beispielsweise über einen längeren Zeitraum ein bestimmter Themenkomplex im Unterricht behandelt wird, bietet es sich geradezu an, die von den Schülern erarbeiteten Ergebnisse den Mitschülern nicht nur per Handout zukommen zu lassen, sondern sie auch miteinander in einen größeren Komplex zusammenzufassen, damit dieser wiederum von den Schülern editiert und aktualisiert werden kann. Dies kann sehr nützlich sein, wenn es darum geht, sich am Ende der Bearbeitung des Themenkomplexes zum Beispiel auf eine Prüfung vorzubereiten. 
Darüber hinaus bilden die Wikis eine hervorragende Möglichkeit, fächerübergreifend Hypertexte zu erstellen. Diese Optionen setzen dabei natürlich eine qualifizierte Administration des Lehrers voraus.

Dieser Eintrag ist an sich eher kurz geraten, was aber dem Thema geschuldet ist. 

Dies ist nun der letzte Eintrag in dieses Lerntagebuch. Wie ich zu Beginn der Seminars bereits geschrieben habe, stellt dies nicht nur mein erstes Lerntagebuch dar, sondern auch mein erstes Weblog. Ich habe, wie ich sagen kann, einen großen Nutzen durch das Seminar erfahren. Nicht nur, dass ich mich mit mir bis dahin unbekannten Themen und Medien auseinandersetzen konnte, ich habe außerdem an dem Seminar Freude gehabt und die Zeit mit meinen Kommilitonen und der Dozentin sehr genossen. Ich wollte, die anderen Seminare in dem Bereich der Erziehungswissenschaften würden bei mir einen ebenso positiven Eindruck hinterlassen; indes, sie tun es nicht. Nur weiter so!

ENDE

 


Donnerstag, 22. Januar 2009

                                                              Die elfte Sitzung

Erwartungshaltung


Ich muss gestehen, dass ich nicht wirklich so etwas wie eine Erwartung an diese Sitzung gestellt hatte. ich musste mich also davon überraschen lassen, was genau mit dem „netzbasierten kooperativen Lernen“ gemeint ist und inwiefern das für den Unterricht gebraucht werden kann. 

Netzbasiertes kooperatives Lernen

Zu Anfang der Sitzung wurde das kooperative Lernen definiert. Durch die zunehmende Ausdifferenzierung der Wirklichkeit und die Spezialisierung der Methoden und Wissenschaften gibt es das Universalgenie nicht mehr. Schüler sollen deshalb die Kompetenz erlangen, selbstgesteuert zu lernen. „Kooperatives Lernen bezeichnet einen sozialen Prozess, in dem die Mitglieder einer Gruppe in wechselseitigen Austausch Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben. Dabei sind alle Mitglieder im Lerngeschehen beteiligt und tragen gemeinsam Verantwortung.“ Die Vor- und Nachteile de kooperativen Lernens wurden besprochen, wobei Wert darauf gelegt wurde, dass die positive Wirkung abhängig ist von einer klaren Strukturierung und Anleitung, also gewissermaßen von einer Kooperatives-Lernen-Kompetenz. Diese zu vermitteln ist Aufgabe des Lehrers. 

Mit dem kooperativen Lernen an sich habe ich schon sehr viele gute Erfahrungen gemacht, und zwar in mehrerer Hinsicht. So habe ich beispielsweise in Referatsgruppen sehr davon profitiert, dass sich die Teilnehmer in ihrem jeweiligen Fachbereich „spezialisiert“ haben, um hernach den Rest der Gruppe auf einen gemeinsamen Wissensstand zu bringen. Ebenso empfinde ich gemeinsames Lernen für Prüfungen sinnvoll, nicht zuletzt durch den „Lernzwang“, der aus der Verantwortung der Gruppe gegenüber entsteht.

Netzbasierte Szenarien

Das Kooperative Lernen ist an sich nichts Neues, die neuen Möglichkeiten im Unterricht ergeben sich durch die Verknüpfung mit einem elektronischen Netzwerk. Die Vorteile des netzbasierten kooperatives Lernen klingen einleuchtend: „hohe Editierbarkeit, gute Dokumentation, Wiederverwertbarkeit von und Zurückgreifen auf Inhalte, problemlose one-to-many- und one-to-one-Kommunikation, problemlose und leichtere Gruppenorganisation“. 

Diese Vorteile sind sattsam bekannt. Gerade als Student ist man mit den Segnungen des Internets vertraut, insbesondere die Schnelligkeit und Reichweite ist äußerst praktisch. Dass ich mein Lerntagebuch bequem vom Schreintisch aus schreiben und als Prüfungsleistung einreichen kann, ist noch ein geringes Beispiel der vielen Möglichkeiten, die sich durch das Internet ergeben.

Soziale Präsenz & Cognitive Overload

Es folgte ein sehr theoretischer Teil über die soziale Präsenz des Teilnehmers an dem NKL. In 4 verschiedenen Ansätzen wurden die Aspekte beschrieben, um die sich die Rolle des Einzelnen in der Kommunikation im Netzwerk von der „normalen“ intersubjektiven und unmittelbaren Kommunikation unterscheiden. Dabei scheinen die Modelle aufeinander aufzubauen: Das Kanalreduktionsmodell stellt bei dem NKL einen starken Aufgabenbezug her, das Das SIDE-Modell (Social identity and de-individuation) behauptet, dass eine Gruppenidentität innerhalb des Raumes des NKL den Lernerfolg fördere, im Modell der reduzierten sozialen Hinweisreize wird die Gleichheit der Teilnehmer gelobt wobei das Feedback wieder das Individuum in den Blick bekommt, was bei dem NKL nicht fehlen sollte.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich die Abgrenzung zwischen den Modellen als etwas konstruiert empfinde und die Namen der „Modelle“ etwas zu großspurig dafür, dass sie offenbar ganz einfache Phänomene der netzwerkbasierten Kommunikation beschreiben. Hm.

Im Anschluss folgte eine Warnung vor einem alten Bekannten des Seminars: dem cognitive overload. 

Ich glaube, dass ein Risiko des NKL darin begründet liegt, dass die Schüler zunächst einen eher phänomenologischen Zugang dazu finden und das NKL dann nicht ernst nehmen. Um von den wirklichen Stärken des NKL zu profitieren, müssten daher zum Beispiel „strenge Kommunikations- und Interaktionsregeln zur Bestimmung von Gruppen- und deren Dialogverhalten“ aufgestellt werden. Der Lehrer erfüllt außerdem eine Organisations- und Administrationsfunktion, eine Motivationsfunktion, eine Vermittlungsfunktion und eine Expertenfunktion – Ansprüche, die das NKL wohl nur den wenigsten Schulklassen vorbehalten. 

www.knowledgeforum.com

Im Praxistest haben wir ein Internetforum besucht, das auf dem Prinzip des NKL basiert. In diesem können Teilnehmer verschiedener Bildungseinrichtungen (nach Niveau gestaffelt von Schule bis Hochschule) Threads initiieren, indem sie Fragestellungen oder Thesen veröffentlichen, worauf dann Bezug genommen wird.

Ich habe oben wichtige Kriterien genannt, die die Arbeit mit dem NKL meiner Meinung nach erheblich einschränken. Anhand des Beispieles wurde gezeigt, dass diese Hürden in der Tat schwierig zu meistern sind: neben einer allgemein als unübersichtlich und unansehnlich empfundenen Benutzeroberfläche sind in dem Forum eben jene genannten Probleme aufgetreten: die Teilnehmer identifizierten sich mitnichten mir der Gruppe, sondern gaben über sie Maßen individuelle Statements ab, wodurch sie sich teilweise disqualifizierten. Der Teilnehmer, der den so genannten „hot seat“ innehat, bekleidet das Amt des Administrators und Moderators, konnte aber die Diskussion nicht in geordnete und konstruktive Bahnen lenken. 


Nach einer Gruppendiskussion über die Unterrichtstauglichkeit endete die Sitzung mit dem gewohnten Feedback.

Fazit

Die Vorteile des kooperativen Lernens sind in der Tat beachtlich: „hohe Involviertheit, aktive Verarbeitung, hohe Lernplanung und -kontrolle, hohe Motivation, Erweiterung des sozial geteilten Wissens und erhöhte Selbstorganisation“ lassen das Herz eines jeden angehenden Lehrers höher schlagen, ist doch der Begriff „Kompetenzerwerb“ Leitmotiv seines bildungswissenschaftlichen Studiums. Man sollte aber nie vergessen, dass kooperatives Lernen immer nur so gut ist wie die Gruppe, in der es stattfindet. Die Wunderwirksamkeit, die manchen „modernen“ Methoden nachgesagt wird (vorzugsweise von ihren Vertretern oder Entwicklern) ist verblüffend.
Eine Gruppe von Lernern, die auch ohne die elektronische Vernetzung die Vorteile des KL auszunutzen weiß, wird auch via Internet zu guten Ergebnissen kommen können. Die Erfahrung aus dem Schulunterricht lehrt aber leider, dass in jeder Lerngruppe zwei Parteien herrschen: die Fleißigen und die Nutznießer. Aus der Verantwortung der Gruppe gegenüber Leistung zu bringen, ist eine Form sozialer Intelligenz, oder, wenn man so will, sozialer Kompetenz. Diese lässt sich aber meiner Meinung nach viel eher in der face-to-face- Situation erwerben: als anonyme Forenbesucher einen problemlösungsorientierten, kollektiven Ehrgeiz zu entwickeln halte ich für schwierig. Das scheint mir ein wesentlicher Nachteil des NKL zu sein.

Ein weiterer Aspekt, den ich als Nachteil des NKL sehe, ist in dem Kanalreduktionsmodell beschrieben. Die direkte Kommunikation bei dem KL hat mir persönlich schon oft geholfen, weil sich der Effekt einstellt, Dinge dadurch zu begreifen, indem man sie anderen erklärt. Heinrich von Kleist hat dieses Phänomen in seinem Aufsatz „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ beschrieben. Nötig hierzu ist aber die direkte zwischenmenschliche Kommunikation als Individuen sowie eine intersubjektive Vertrautheit der Teilnehmer, beides Faktoren, an denen es dem NKL mangelt.


Mittwoch, 21. Januar 2009

                                                 Die zehnte Sitzung

Erwartungshaltung

Meine Erwartung an diese Sitzung war zwiespältig: Wie schon in den Sitzungen zu dem Thema „Cognitive Maps – Mind Maps“ wurde je eine Sitzung zu der Theorie und eine zu der Praxis angelegt. Nun kommt man aber in einer Sitzung zu der Theorie nicht um eine praktische Veranschaulichung herum – sehr zum Glück der Teilnehmer, wäre eine reine Theoriestunde doch etwas dröge. Daraus ergibt sich aber leider, dass die zweite Stunde im Prinzip genau wie die erste aussieht – einer Wiederholung der Theorie folgen praktische Beispiele. Ich erwartete also ein Déjà-vu, wenigstens aber mit der hoffnungsvollen Aussicht, vielleicht einmal eine für den Unterricht brauchbare Lernsoftware kennenzulernen und nicht wieder Negativbeispiele als solche zu bewerten.

Lernsoftware II Die Praxis

Die Stunde begann mit der Wiederholung der Theorie, die wir die vorige Sitzung kennenlernten. Hierzu wurden die Bewertungskriterien sowie Gattungen der Lernsoftware vom Plenum zusammengetragen. 

Wenig überraschend, aber durchaus sinnvoll. Da der weitere Verlauf der Sitzung absehbar war – nicht zuletzt durch die anfängliche Unterteilung des Seminars in Gruppen an den PCs – hatte man wenigstens die Kriterien die ganze Zeit vor Augen. 

Ein Spanischübungsprogramm - olé

Meine Gruppe hat sich mit einem Übungsprogramm beschäftigt. In verschiedenen Lektionen wurden Grammatikregeln vorgestellt und abgeprüft. Das Programm bot nichts wirklich Überraschendes bis auf eine besondere Meditationsübung, in der mit bunten Farben und klassischer Musik eine Art unterbewusster Lerneffekt erzielt werden sollte.

Ein Programm wie tausend andere. Hat man alles schon gesehen, kennt man schon (bis auf diese esophile Hypnose). Ich selber bin im Besitz mehrerer Softwares, deren motivationale Wirkung die Dauer ihrer Installation kaum übertraf. 

Im Anschluss daran wurden die Programme der einzelnen Gruppen im Plenum vorgetragen, es folgte eine kurze reflektierende Diskussion und ein Feedback.

Fazit

Dieses Lernprotokoll fällt kürzer aus als die vorhergehenden, weil es per definitionem das enthalten soll, was ich gelernt habe. Es ist nicht verkehrt, bereits gewonnene Erkenntnisse zu wiederholen und zu reflektieren, dies wird aber nicht als Neugelerntes verbucht. Im letzten Eintrag bin ich auf die Unterscheidung zwischen den Arten der Programme eingegangen, in dieser Sitzung wurde meine Haltung bestätigt. Das Spanischübungsprogramm ist selbstverständlich für den Lernenden hilfreich, da es nichts weiter ist als die digitale Form des Lehrbuchs. Grammatikregeln und Übungen sowie Lernkontrollen wurden bereits im Mittelalter in Lateinschulen zum Spracherwerb genutzt. 

Es bleibt, was ich im Fazit zur letzten Sitzung geschrieben habe: die wirkliche Domäne der Lernsoftware ist noch nicht erschlossen. In absehbarer Zeit wird sich in diesem Gebiet wohl noch viel verändern.
Aber ganz abgesehen davon: auch wenn eine Lernsoftware ganz hervorragend gelungen wäre, hieße das noch lange nicht, dass sie auch für den Unterricht in der Schule gebraucht werden kann. Meiner Meinung nach ging es in den beiden Sitzungen etwas zu sehr um die Bewertung von Lernsoftware an sich – das steht aber hinsichtlich der Aufgabenstellung des Seminars gar nicht im Vordergrund. 

Ich glaube, dass es nicht ausreicht, ein Programm zunächst anhand von allgemeingültigen Kriterien zu bewerten um sie hernach auf die Unterrichtstauglichkeit hin zu analysieren. Die Kriterien selbst sollten schon auf die Schulfähigkeit ausgerichtet werden. So wäre es meiner Meinung nach interessant, inwiefern die Software etwa gruppentauglich ist, was in den Sitzungen kaum in den Blick kam. Programme, die für den Einzelgebrauch konzipiert wurden, verspielen den entscheidenden Vorteil, den eine Schulklasse bietet: nämlich die Kooperation und den Dialog, das gemeinschaftliche Erarbeiten. Ein anderes eventuelles Kriterium für die Überprüfung der Programme im Bezug auf ihre Unterrichtstauglichkeit wäre, die Rolle des Lehrers in den Blick zu bekommen. Ich meine damit nicht, dass der Lehrer im Medienraum umhergeht und technische oder inhaltliche Fragen bei Bedarf beantwortet – vielmehr sollte die Vernetzung der PCs ermöglichen, den Lehrer zum integralen Bestandteil des Programms zu machen. 

Diese Kriterien sind nur vage Beispiele für einen meiner Kenntnis nach noch nicht ausformulierten Katalog von Anforderungen an ein Programm, das speziell Bestandteil schulischen Unterrichtes werden soll. Wenn solche Kriterien einmal erarbeitet wurden, dann kann es möglich sein, dass die jeweiligen Programme auf diese Anforderungen hin entwickelt werden. Und erst dann würde ich diese auch im Unterricht einsetzen.





Samstag, 17. Januar 2009

                                                            Die neunte Sitzung

Erwartungshaltung

Thema dieser letzten Sitzung vor Weihnachten war: „Lernsoftware“.
Im Seminarplan sind dazu zwei Leitfragen aufgeführt: 

1. Welche Arten von Lernprogrammen gibt es? 
2. Welche Kriterien sollten Lernprogramme aus pädagogisch-psychologischer Sicht erfüllen?

Auf diese Sitzung war ich schon gespannt, weil sie ein Thema behandelt, das meiner Meinung eine große Zukunft hat, aber in vielen Bereichen noch in den Kinderschuhen steckt. Der schon in der Eingangssitzung zum Thema „Computer Literacy“ behandelte Einsatz von PCs in nahezu allen Lebensbereichen wird sich wohl auch (noch mehr als gegenwärtig) in der Lernwelt von Schülern etablieren – sowohl zu Hause als auch im Unterricht.

Lernsoftware I 

Theorie


Den Beginn der Stunde bestimmte ein Vortrag über den Gegenstand „Lernsoftware“. Zunächst wurden die Lernziele bei dem Umgang mit LSW bestimmt, nämlich einerseits die Schlüsselkompetenzen (Lernkompetenz und vernetztes Denken) und andererseits das domänenspezifische Wissen (deklaratives, prozeduales und adaptives Wissen).
Danach wurden 5 Kriterien zur Bewertung von Lernsoftware vorgestellt, nämlich Realitätsnähe, Problemorientierung, Lerneraktivität, adaptive instruktionale Unterstützung und der emotional-motivationale Faktor. 

Die Bewertungskriterien sind durchaus nachvollziehbar – allerdings muss ich mich fragen, inwiefern diese nun gezielt das Lernen mit Software betreffen. Wenn ich mich nicht irre, sind das doch die ganz grundlegenden Aspekte, mit denen ich ohnehin alle Methoden des Lernens bewerte? Bis auf eine eventuelle Erweiterung der Kompetenzen der Schüler im Umgang mit dem PC, die als Schlüsselkompetenz gelten mag, sind das doch eigentlich Allgemeinplätze der Didaktik.

Es folgte eine Vorstellung der einzelnen Lernsoftwaregenres. Diese sind: Übungsprogramme, tutorielle Programme, Simulationen, Cognitive Tools und Datenbanken (Hypermediasysteme). 

Mit all diesen Programmen bin ich schon in Berührung gekommen, allerdings sind die Übungsprogramme die einzigen, denen ich als Lernprogramm begegnet bin. Diese waren durchgehend ausgesucht schlecht. Meine Erwartungshaltung war dementsprechend hoch: Gibt es etwa auf dieser Welt Software, die die scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten der Digitalen Welt für das Lernen nutzbar macht?


Praxis

Es folgte eine praktische Übung, in der verschiedene Lernprogramme in Gruppen ausprobiert werden konnten. Die Programme vertraten jeweils ein Genre: Übungsprogramm („Alfons Abenteuer“, für die Mathematik), Simulation („Genius Task Force Biologie“) und Datenbank („Bildende Kunst“). In Gruppen sollte nun jeweils eines der Programme auf die oben erwähnten Kriterien hin untersucht und die Ergebnisse schließlich dem Plenum zugeordnet werden.

Alfons Abenteuer

Ich war in der Gruppe, die das Matheprogramm „Alfons Abenteuer“ behandelt hat. Es handelt sich dabei um ein schlichtes Übungsprogramm, in dem man eine Reihe von Aufgaben lösen soll und schließlich in einem Test abgeprüft wird. Obschon Übungsprogramm, beinhaltete es auch Aspekte der anderen Gattungen: Die Klausuren sind eine Art Simulation, das Interface ist das Antike Athen, in dem man sich ähnlich wie in einem Tutorial von einem Philosophen zum nächsten bewegt, um sich in ihren mathematischen Künsten lehren zu lassen. Als Avatar hierzu dient die anthropomorphe Ente Alfons.

Die Besprechung im Plenum ergab mehrheitlich, dass die Programme nicht überzeugen konnten, und das in mehrerer Hinsicht: 

1. bis auf die Datenbank (und da auch nicht absolut) sind die Programme für den Unterricht in der Schule nicht geeignet gewesen. Somit haben sie im Bezug auf das Seminarskonzept versagt.
2. Auch außerhalb des Unterrichtes, also für den Hausgebrauch, ist die Software nur bedingt nutzbar. Die Spiele glänzten durch eine schlechte Bedienbarkeit, zweifelhafte Lehrinhalte (Alfons Abenteuer enthielt fehlerhafte Lösungen, wie eine Kommilitonin versicherte, die Mathematik studiert, ich hätte das wohl nicht bemerkt) und durch eine fehlende intrinsische Motivation.

Mit einer Feedbackrunde wurde die Sitzung beendet. 

Fazit

Die Sitzung war insgesamt sehr anschaulich und interessant. Insbesondere die Möglichkeit, das jeweils eigene Programm mithilfe des Beamers vorzustellen, hat mir zugesagt – auf diese Weise konnte gewährleistet werden, dass die Kritik auch nachvollzogen werden konnte. 

Da unser Seminar sich mit den Möglichkeiten neuer Medien in der Schule beschäftigt, musste natürlich im Vordergrund stehen, ob und wie die Software unterrichtsfähig ist. Das Ergebnis ist eher ernüchternd. 

Um die Vorteile der Software bestimmen zu können, ist eine klarere Abgrenzung zwischen den Typen erforderlich. Die Datenbank beispielsweise ist nichts weiter als eine digitale Form eines Textes, das Übungsprogramm die Computervariante der altbewährten Übungszettel. Diese Formen der Software sind meiner Meinung nach schon in den Unterricht integrierbar, einfach weil sie nichts wirklich Neues bieten. Abgesehen von einer gründlichen inhaltlichen Prüfung muss das Equipment bereitstehen und vorausgesetzt werden, dass die Schüler die technischen Kompetenzen aufweisen, mit den Programmen umzugehen. Aber: inhaltliche Prüfung etc sind nicht exklusive Voraussetzung für die Einführung Neuer Medien sondern für alle Unterrichtsmaterialien und Medien überhaupt!
Es bleibt also der praktische Nutzen: Neben der Vermittlung wichtiger Kompetenzen (z.B. Umgang mit dem PC) wird weniger Papier verbraucht und die Ergebnisse lassen sich effektiver kontrollieren.

Das gilt zumindest für die Übungs- oder Textverarbeitungsprogramme. Was ist denn nun aber das Besondere an der Software? Wo liegt das Charakteristische im Digitalen Bereich, das der Lernsoftware vorbehalten ist? Was kann ein Programm, das von herkömmlichen Methoden nicht geleistet werden kann? 

Als ein Beispiel will ich die Simulation anführen. Durch eine solche wird eine Situation geschaffen, die der Unterricht in der Form nicht herzustellen imstande ist. Das ist mal was Neues! Ob ich einen Fragebogen digital oder manuell ausfülle erzwingt letztendlich den gleichen Lerneffekt. Wenn ich aber (um bei dem Beispiel der Sitzung zu bleiben) für die Renaturalisierung eines afrikanischen Landstriches zuständig bin, sehe ich mich einer Herausforderung ausgesetzt, die eine Schule niemals stellen kann. Vielleicht liegt hierin die Zukunft der Lernsoftware: nicht in der Computerversion bestehender Lernprinzipien sondern in der Nutzung der mannigfaltigen Möglichkeiten moderner Computertechnik im Bereich der Simulation und der Tutorials.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Lernsoftware noch Lichtjahre hinter ihren Möglichkeiten zurückliegt. Noch wirkt sie unreif und bemüht, wie ich an dem Beispiel des „Alfons Abenteuer“ erleben durfte - den liebevollen Bemühungen der Programmierer zum Trotz, aus dem Lernen der Mathematik einen Riesenspaß zu machen, dem sich die Schüler bereitwillig auch in ihrer Freizeit hingeben sollen.
Gewisse Blüten, die das Genre der Lernsoftware treibt, grenzen an gnadenlose Naivität. Computer – und Videospiele bilden einen ungeheuren Markt, der sich rasend schnell entwickelt und in der Wirklichkeit von Kindern eine zentrale Stellung einnimmt. Gegen die hoch spezialisierten Programmierer weltweit, die den Markt mir Spielen versorgen, mit solch teilweise lächerlichen Lernspielen anstinken zu wollen, ist mir unbegreiflich. Es ist doch klar, dass die mögliche Zielgruppe unter den Schülern eben jene ist, die ohnehin mit Videospielen vertraut ist. Aber: „Alfons Abenteuer“ ist unter der Würde eines jeden, in dessen Freizeit das Videospiel auch nur eine marginale Rolle spielt.